Deutsche Bahn digitalisiert Arbeitsabläufe und setzt auf Apps
Zettelwirtschaft adé
Von der Zettelwirtschaft zur technischen Dokumentation: Die Deutsche Bahn digitalisiert sämtliche Arbeitsabläufe – von den Dienstplänen über Baustellenpläne bis hin zum Zustand der Zug-Toilette.
App-Sammlung auf Dienst-Tablets
Jeder Lokführer der Deutschen Bahn musste bisher 12 Kilogramm Dokumente mit sich führen, so Stephan Sigmund, Manager bei der Deutsche Bahn-Tochter DB Systel. Hinzu kamen zahlreiche Dokumente, die in jedem Zug vorhanden sein müssen wie Dienstanweisungen oder technische Dokumentationen. Diese Zettelwirtschaft hat nun ein Ende. Die Bahn hat viele ihrer Mitarbeiter mit Tablets ausgestattet, auf denen alle benötigten Dokumente abgespeichert sind. Zudem stellt das Gerät eine Verbindung zu den Servern des Konzerns her. Dadurch können unter anderem aktuelle Status-Nachrichten übermittelt oder aktualisierte Dienstpläne aufgerufen werden.
Möglich macht das die App-Plattform Rail in Motion (RiM), die von DB Systel entwickelt worden ist. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von 15 Apps – von Dienstplänen über Notfallpläne bis hin zum digitalen Assistenten, der energiesparendes Fahren ermöglichen soll.
Hürden bei der App-Entwicklung
Die Digitalisierung erspart den Bahn-Mitarbeitern nicht nur das Mitschleppen sämtlicher Dokumente, sondern auch zusätzliche Wege. So war es vor einigen Jahren noch üblich, eine Anweisung an den Lokführer zu faxen. Dieses Fax wurde von einem Mitarbeiter dem Lokführer dann persönlich überbracht.
Doch die Entwicklung der einzelnen Apps ist oftmals gar nicht so einfach. So müssen die Benutzeroberflächen beispielsweise auf unterschiedliche Lichtverhältnisse anpassbar sein. Ein Mitarbeiter in den Versorgungsräumen eines Bahnhofes braucht andere Lichtverhältnisse als einer an der Gleisbaustelle im strahlenden Sonnenschein. Auch die Internetanbindung sorgt immer wieder für Probleme. Viele Apps müssen demnach offline funktionieren, da es viele Mitarbeiter gibt, die in Gegenden ohne Mobilfunk arbeiten.
Experimente mit Spracherkennung
Bisher hat DB Systel über 80 Apps für Mitarbeiter der Deutschen Bahn entwickelt. Pro Jahr kommen laut eigenen Angaben ungefähr 15 dazu. Aktuell arbeitet DB Systel an einer App, die den Mitarbeitern Zugriff auf 4,5 Millionen Bestandspläne bietet. Somit müssen nicht mehr meterlange Pläne aus dem Plotter mit an die Baustelle gebracht werden.
Zudem tüftelt DB Systel an einer Spracherkennung. Damit sollen vor allem Wagenmeister ihre Apps bedienen können, ohne ständig ihre Werkzeuge weglegen oder ihre Handschuhe ausziehen zu müssen.
Die Deutsche Bahn hat angekündigt, bis Ende 2019 etwa 60.000 weitere Angestellte mit Smartphone oder Tablet auszustatten.