Gesundheits-Apps: Hilfe oder Risiko?

Wie sicher sind Gesundheits-Apps wirklich?

Sie überprüfen unseren Puls, zeichnen unser Medikamenten-Tagebuch auf oder helfen beim Stellen einer Diagnose. Gesundheits-Apps gibt es zuhauf. Doch wie sicher und zuverlässig sind solche Anwendungen wirklich?

Gesundheits-Apps für Hautkrebs-Diagnosen, Migräne-Tagebücher und Blutzuckermessungen

Viele Gesundheits-Apps geben große Versprechen. Mit einer Hautkrebs-App kann der Nutzer beispielsweise ein Foto eines verdächtigen Flecks in eine Datenbank hochladen. Dort wird es mit Fotos von nachgewiesenen Hautkrebs-Fällen verglichen. Daraufhin trifft die App eine Aussage, wie hoch das Hautkrebs-Risiko beim betreffenden Fleck ist.

Für Migränepatienten gibt es zahlreiche Apps, mit denen protokolliert werden kann, wann, wo und unter welchen Umständen die Attacken kommen und wie sie behandelt wurden. Auch für Diabetiker gibt es Anwendungen, die die Behandlung unterstützen. Statt sich mehrmals täglich in die Fingerkuppe zu stechen, können die Blutzuckerwerte per Sensor gemessen werden, der auf dem Arm angebracht wird. Somit wird der Zuckerspiegel kontinuierlich gemessen. Im Sensor befindet sich ein Funkchip, der die Messwerte aufzeichnet. Mithilfe des Smartphones kann der Nutzer diese Werte einfach auslesen.

Fehlende Regulierungen bei Gesundheits-Apps

So vielversprechend sich das alles anhören mag, so gefährlich kann es werden. Medizin-Apps brauchen keine Zulassung. Das heißt: Theoretisch könnte jeder solch eine App auf den Markt bringen – ob er nun von Medizin und Gesundheit eine Ahnung hat oder nicht.

Unter computertechnisch qualifizierten Medizinern fallen die Meinungen über die Gesundheits-Apps daher geteilt aus: Manche fordern für Gesundheits-Apps dieselben Anforderungen und Zulassungskriterien wie für Medizinprodukte. Andere halten das für unrealistisch, weil ein App-Anbieter aus Übersee deutsche Vorschriften gefahrlos ignorieren könnte. Zudem befürchten sie, dass zu strikte Regulierungen vielversprechende Lösungen behindern könnten.

App-Check von Odysso

Odysso, das Wissenschafts-Fernsehmagazin des SWR, hat sich mit dieser Problematik auseinandergesetzt und 14 zufällig ausgewählte, kostenlose Android- Apps für Diabetes, Migräne und Hautkrebs getestet. Das Ergebnis: 12 von 14 Apps können Datenverbindungen herstellen, die auf den ersten Blick nichts mit dem eigentlichen Zweck der App zu tun haben. So verschickten die Apps etwa Identifikationsdaten des Smartphones unverschlüsselt an Werbenetzwerke. Auch WLAN-Kennungen und WLAN-Gerätenamen wurden gerne an soziale Netzwerke oder Finanzdienstleister weitergeleitet.

Unter den App-Anbietern waren ein internationaler Pharma- und Biotechnologiekonzern, mehrere Hersteller von Medizintechnik aus den USA ohne deutsche Niederlassung, reine Softwarehersteller (einer davon ansässig in Singapur), ein privater Klinikbetreiber aus Deutschland sowie eine Einzelperson, die lediglich über eine kostenlose Google-E-Mail-Adresse erreichbar war.

Auf Medizin-Apps häufig kein Verlass

Nur vier von den zwölf getesteten App-Anbietern antworteten auf Odysso-Nachfragen. Dabei kam heraus, dass nicht alles so fragwürdig ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Der Anbieter einer Migräne-App gab eine logische Erklärung auf die Frage, warum seine App die geografischen Positionsdaten der App-Anwender an einen Datenbankanbieter schickt und warum das durchaus dem Zweck der App dienlich ist: Über die Standortermittlung können Daten der Wetterämter einbezogen werden. So lassen sich Zusammenhänge zwischen Migräne und Umweltvariablen erkennen.

Einem anderen App-Anbieter war das Eigenleben seiner App hingegen gar nicht bewusst. Er nahm die Anwendung aus dem App Store und hat angekündigt, die Angelegenheit zu untersuchen. In jedem Fall sollte man sich nicht allein auf die Aussage einer App verlassen – vor allem dann nicht, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Während ein Migräne-Tagebuch sicher keine großen Schäden verursachen kann, sieht das bei einer Hautkrebs-App, die ein falsches – womöglich negatives – Ergebnis liefert, anders aus. Also lieber den Arzt zurate ziehen und ihn auch danach fragen, ob die jeweilige App brauchbar ist oder eher nicht.

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