Trend-App Tik Tok im Test

Chinesisches Start-Up betreibt Nachfolger von Musical.ly

Ist Tik Tok eine harmlose Musik-App? Warum kommt die Anwendung gerade bei sehr jungen Nutzern so gut an? Welche Risiken gibt es? Wir machen den Check.

Was ist Tik Tok?

Quelle: Shutterstock

Die App ‚Tik Tok‘ ist auf dem besten Weg, eines der größten sozialen Netzwerke unserer Zeit zu werden. Insbesondere Mädchen zwischen 10 und 15 Jahren lieben die kostenlose Video-Plattform. Tik Tok baut auf der App ‚Musical.ly‘ auf, einer Anwendung für Playback- und Tanzvideos. Bei Musical.ly standen kurze, selbstgedrehte Musikvideos und Playback-Funktionen im Vordergrund. Für gut 800 Millionen Dollar wurde Musical.ly dann von dem chinesischen Start-Up Bytedance aufgekauft. Seit 2018 bietet die App nun unter dem neuen Namen Tik Tok, in China ‚Douyin‘ mehr Einsatzmöglichkeiten wie Pranks/Streiche, Comedy-Clips, Mini-Tutorials und Memes/lustige Bewegtbilder.

Tik Tok ist kostenlos für iOS und Android erhältlich. Die App enthält Werbung und In-App-Käufe. Das Mindestalter für Nutzer beträgt 13 Jahre, allerdings wird die Anwendung auch von sehr viel jüngeren Kindern genutzt. Mittlerweile verzeichnet Tik Tok rund 500 Millionen aktive monatliche Nutzer weltweit, Tendenz steigend.

Was gefällt Kindern und Jugendlichen an der Tik-Tok-App?

Die Video-Anwendung bietet den Nutzern eine Plattform zur Selbstdarstellung. Mit selbst gewählten Profilnamen und Foto-Filtern können sich Tik-Tok-User eine eigene Online-Persönlichkeit erschaffen. Kindern und Jugendlichen macht es außerdem Spaß, sich über Bilder und Videos darzustellen und in verschiedene Rollen zu schlüpfen – etwa indem sie eine beliebte Sängerin imitieren. Videos, die bei anderen Tik-Tok-Nutzern gut ankommen, werden mit Herzchen und positiven Kommentaren belohnt.

In der App entstehen zudem regelmäßig Trends, die sich schnell im gesamten Netzwerk ausbreiten wie beispielsweise spezielle Dance Moves. Wer Tik Tok nicht nutzt, verpasst unter Umständen den neuesten Hype und kann in der Peer Group nicht mitreden. Sehr beliebt sind auch die sogenannten Challenges: Nutzer filmen sich selbst bei verrückten Aktionen und können so Anerkennung im Netzwerk ernten. Mittlerweile gibt es Rankings wie ‚die besten 25 Tik-Tok-Challenges 2018‘, die auch auf anderen Kanälen wie Youtube veröffentlicht werden.

Was sind die Risiken von Tik Tok?

Tik Tok wirkt zunächst spielerisch und harmloser als etwa die Videoplattform Youtube. Laut Nutzungsbedingungen sind der Upload von pornografischem Material und Cybermobbing untersagt, Moderatoren sollen für einen angemessenen Umgangston im Netzwerk sorgen.

  • Sehr intime Selbstdarstellung

Gerade dieses vermeintlich sichere Umfeld verleitet viele junge Nutzer dazu, Privates preiszugeben und sich unbefangener darzustellen, als es in einem anonymen digitalen Netzwerk ratsam ist. So zeigen sich viele junge Mädchen in aufreizenden Posen etwa wenn sie sehr viel ältere Popstars in Videos imitieren oder an bestimmten Challenges teilnehmen.

  • Datenschutz

Nach europäischem Verständnis ist der Datenschutz in der Tik-Tok-App sehr problematisch: die Videoplattform speichert eine große Menge an Daten wie Informationen zum Standort des Nutzers, die Telefonkontakte und natürlich die geposteten Inhalte. Da es sich um einen chinesischen App-Betreiber handelt, ist nicht klar, was mit diesem Material geschieht und wo es abgespeichert wird. Nutzerprofile sind grundsätzlich als öffentlich voreingestellt, zudem behält sich Tik Tok vor, die Inhalte der Nutzer auch auf anderen Plattformen abzuspielen. Experten bemängeln außerdem, dass die Datenschutzerklärung der App nur auf Englisch verfügbar ist.

  • Schadprogramme

Über das Tik-Tok-Netzwerk werden immer wieder Spam-Nachrichten versandt. So erhalten Nutzer Messages, die mehr Follower oder Likes versprechen, tatsächlich nach dem Anklicken aber Viren auf dem Smartphone installieren.

  • Grooming

Man spricht von ‚Grooming‘, wenn Fremde versuchen, das Vertrauen von Kindern in einem digitalen Netzwerk zu gewinnen – auch, um sich möglicherweise außerhalb der App mit ihnen zu treffen. Erwachsene können junge Nutzer kontaktieren, indem sie sich bei Tik Tok beispielsweise als ‚Talentsucher‘ ausgeben.

  • Mobbing

Kommentare und Bewertungen zum eigenen Video können Lob und Anerkennung einbringen. Wer Pech hat, erntet aber Beleidigungen und Häme – was gerade bei jungen Nutzern sehr viel Stress verursacht. Die Täter suchen sich ihre Opfer oft willkürlich aus, um sie dann gezielt zu beschimpfen oder ihnen grausame Bilder und Videos zuzuschicken, beispielsweise mit selbstverletzendem Verhalten oder mit einer Anleitung zum Selbstmord.

  • Versteckte Kosten

Die Tik-Tok-App enthält In-App-Käufe, Nutzer können also dazu verleitet werden, Geld in der App auszugeben, etwa um jemandem ein virtuelles Geschenk zu schicken. Über Werbeanzeigen in der App gelangen Nutzer außerdem zu Online-Shops, wo sie Produkte direkt kaufen können. Problematisch ist auch die noch ausstehende Regelung zum Copyright der verwendeten Songs: Falls die Nutzer selbst für die Rechte der Songs zahlen müssten, wären das unüberschaubare Kosten.

Worauf sollten Nutzer von Tik Tok achten?

Bei der Nutzung der Tik-Tok-App ist es ratsam, einige Punkte zu beachten. So sollte das Mindestalter von 13 Jahren eingehalten werden, da der Anbieter bei Missachtung durch den Nutzer sonst von sämtlichen Verantwortlichkeiten entbunden ist. Auch verfügen jüngere Kinder noch nicht über die nötige Medienkompetenz, um mit Problemsituationen wie negativem Feedback umgehen zu können.

Vor der Nutzung der App sollten zudem die Einstellungen zur Privatsphäre geprüft werden. Das persönliche Profil sollte nicht öffentlich sein, auch wenn die App so voreingestellt ist. Videos können bei Tik Tok nämlich nicht nur angesehen, sondern auch gespeichert und weitergegeben werden. Daher ist es unbedingt zu empfehlen, das Profil von öffentlich auf ausgewählte Kontakte umzustellen. Die eigenen Inhalte sind dann nur für die bekannten Personen aus den ausgewählten Kontakten sichtbar und die Kontaktaufnahme durch Unbekannte kann unterbunden werden.

Fazit des App-Checks

Wer Tik Tok nutzen möchte, sollte einige Vorsichtsmaßnahmen treffen. Eigene Videos und Bilder über ein öffentliches Tik-Tok-Profil zu posten ist nicht empfehlenswert, da das Risiko von negativem Feedback und fragwürdigen Kontaktanfragen hoch ist. Auch ist nicht absehbar, was mit den eigenen Inhalten geschieht, ob sie beispielsweise auf anderen Plattformen des chinesischen Betreibers Bytedance abgespielt werden. Nutzern der Tik-Tok-App sollte klar sein, dass es sich bei der Anwendung mitnichten um eine harmloses digitales Kinderspielzeug handelt.

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